Schwalben – bedrohte Sommerboten

Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen fehlen

Mehlschwalben finden immer weniger Lehmpfützen zum Nestbau. Fotoquelle: Fotonatur
Mehlschwalben finden immer weniger Lehmpfützen zum Nestbau. Fotoquelle: Fotonatur

Noch kennen wir sie, vor allem als Flugkünstler und Sommerboten: Schwalben. Jahrhundertelang waren sie für uns ganz selbstverständliche Mitbewohner – nicht nur in Dörfern und auf Bauernhöfen, sondern auch in unseren Städten. Die kalte Jahreszeit verbringen sie zwar südlich der Sahara, aber wenn sie im April zum Brüten zu uns zurückkehren, kündigen sie mit ihrem fröhlichen Gesang den baldigen Sommer an. Rauch- und Mehlschwalben nisten in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.

 

Doch Schwalben finden heutzutage immer seltener geeignete Nistmöglichkeiten und auch das Nahrungsangebot wird knapp. Dass sich die Lebensbedingungen für unsere Sommerboten verschlechtern, hat mehrere Ursachen. In Städten verschwinden Nester zum Beispiel durch Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, häufig werden sie leider auch bewusst beseitigt. Dabei sind Schwalben nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz geschützt! Das Entfernen und Zerstören von Schwalbennestern stellt deshalb eine Straftat dar – während, aber auch außerhalb der Brutzeit. Über den Umgang mit Schwalbennestern informiert eine Pressemitteilung des NABU Hessen.

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NABU-Hessen_PM_30-17_Schwalbennester.pdf
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Einfluss auf die Lebensbedingungen der Schwalben hat aber auch die intensive Landwirtschaft. Höfe und Betriebe unterliegen heute strengeren Hygieneanforderungen als früher. Moderne Viehställe und Scheunen sind deshalb oft verschlossen und bieten Schwalben daher keine Einflugmöglichkeiten mehr. Feldwege, Einfahrten und Dorfplätze werden immer öfter zubetoniert, sodass Schwalben immer seltener Pfützen und damit weniger Lehm für ihren Nestbau finden. Zudem gibt es durch Monokulturen, den Rückgang der Weidewirtschaft und den Einsatz von Pestiziden immer weniger fliegende Insekten. Ausgerechnet sie bilden aber die Nahrungsgrundlage unserer Sommerboten.


NABU-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“

Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ bietet der NABU Schwalbenfreunden, die helfen wollen, bundesweit Unterstützung und Anerkennung durch eine Auszeichnung mit Urkunde und Plakette. Mehr zur Aktion und wie man sich für eine Auszeichnung bewerben kann, erfahren Sie auf der Website des Bundesverbands bzw. in einer Broschüre.

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Oberjosbach, den 09. Juli 2020

NABU zeichnet Schwalbenfreunde aus

Die NABU-Gruppe Niedernhausen hat eine Familie in Oberseelbach für ihr schwalbenfreundliches Haus ausgezeichnet. Familie Hess freute sich über die Ehrung - noch mehr aber über die Mehlschwalben, die auch in diesem Jahr wieder die Nester unter dem Dachvorsprung bezogen haben. "Schwalben waren bei uns schon immer willkommen", berichtet Matthias Hess. Dass es den Schwalben bei Familie Hess gut geht, kann sich jeder leicht vorstellen, der eimal den idyllischen naturnah gestalteten Garten und das wunderschöne alte Fachwerkhaus, welches zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, begutachten konnte.

Die minimalen, durch die "Untermieter" hervorgerufenen Verschmutzungen an der Fassade stören die Familie Hess nicht. Im Gegenteil, es wurden sogar neue Nester angeschafft und installiert. Als kleines Dankeschön wurde der Familie ein weiteres Mehlschwalben-Kunstnest geschenkt, das sie dankend annahm. Es soll bald in luftiger Höhe angebracht werden. Leichter dürfte da wohl die Anbringung der Plakette "Schwalbenfreundliches Haus" fallen, die zusammen mit einer Urkunde als Dankeschön für das Engagement von Jan Spatz von der NABU-Gruppe Niedernhausen überreicht wurde. Weitere Informationen und ein Bewerbungsformular zum "Schwalbenfreund-lichen Haus" stehen unter: www.nabu.de/schwalben.